Häufige Fragen zu Hörgeräten
Folgende Fragen werden uns häufig gestellt - vielleicht ist Ihre auch dabei?
- 1. Wann zahlt mir die gesetzliche Krankenkasse ihren Beitrag zu den Hörgeräten?
- 2. Wann zahlt mir die private Krankenkasse ihren Beitrag zu den Hörgeräten?
- 3. Ich höre eigentlich alles. Ich verstehe nur manchmal schlecht. Vor allem, wenn die alle so nuscheln. Brauche ich überhaupt ein Hörgerät?
- 4. Wird mein Gehör durch Hörgeräte schlechter, wenn ich mich an sie gewöhne?
- 5. Reicht es, wenn ich nur ein Hörgerät kaufe?
- 6. In welchen Situationen nimmt man nur ein Hörgerät?
- 7. Ist es besser, früher oder später mit Hörgeräten anzufangen?
- 8. Muss ich die Geräte immer tragen?
- 9. Ich habe Angst vor der modernen Technik. Komme ich überhaupt mit so viel Technik zurecht?
- 10. Meine Freundin hat so ein Gerät, wo sie dauernd mit den Knöpfen herumspielen muss, wenn sie gut hören will. Ich könnte das nie. Ich habe Rheuma in den Fingern. Was soll ich machen?
- 11. Ich hatte vor ein paar Jahren schon mal Hörgeräte. Wann bezahlt die Kasse ein Paar neue?
- 12. Was passiert, wenn ich meine Hörgeräte verliere?
- 13. Ich habe alte Geräte von meinem Nachbarn geschenkt bekommen. Kann ich die auch benutzen?
- 14. Ich finde die kleinen Hörgeräte im Ohr hübscher als die hinter dem Ohr. Welche Geräte sind denn besser?
- 15. Ein Bekannter hat Hörgerät in der Brille integriert. In welchen Situationen ist dies ratsam?
- 16. Der Vater kriegt nichts mehr mit? Lohnen sich da überhaupt Hörgeräte?
- 17. Meine Frau hatte einen Schlaganfall? Lohnen sich da überhaupt Hörgeräte?
- 18. Helfen Hörgeräte gegen Ohrgeräusche, den sogenannten Tinnitus?
1. Wann zahlt mir die gesetzliche Krankenkasse ihren Beitrag zu den Hörgeräten?
Bereits ab leichteren Hörverlusten zahlt die Krankenkasse. Es gibt dabei genaue Kriterien für den Hörverlust im Hörtest. Praktisch gesprochen, zahlt die Krankenkasse bereits für solche Patienten Hörgeräte, die selbst meist nur eine geringe Beeinträchtigung des Hörens spüren.
Auf Kasse gibt es Geräte der „VW-Polo-Klasse“ für 10 € Zuzahlung.
Mitglieder der Freien Arzt- und Medizinkassen, wie Polizisten, Feuerwehrleute, Staatsbeamte bekommen jedes Hörgerät komplett bezahlt, also auch die „Mercedes S-Klasse“.
2. Wann zahlt mir die private Krankenkasse ihren Beitrag zu den Hörgeräten?
Die medizinischen Kriterien sind die gleichen wie in der gesetzlichen Versicherung. Die Höhe des Betrages, den die private Krankenkasse bezahlt, richtet sich nach dem Typ der Versicherung. Der Patient kann bei Abschluss des Vertrages hier verschiedenes vereinbaren.
In der Regel bezahlt die Privatkasse Geräte aus der „3er-BMW-Klasse“ komplett.
3. Ich höre eigentlich alles. Ich verstehe nur manchmal schlecht. Vor allem, wenn die alle so nuscheln. Brauche ich überhaupt ein Hörgerät?
Ja. Sie brauchen zwei Hörgeräte.
Schlecht oder undeutlich verstehen, sind typische Anzeichen des Hörverlustes. Die Buchstaben sind in der Umgangssprache nicht alle gleich laut. Das „U“ ist ein lauter und tieftoniger Buchstabe und wird meist gut verstanden. Das „F“ ist ein leiser und hochtoniger Buchstabe und wird meist schlecht verstanden.
Viele Patienten hören in der Umgangssprache nicht mehr alle Buchstaben und müssen dann durch Kombinieren und Lippenablesen die Worte erkennen, die sie eigentlich nur unvollständig gehört haben. Bereits bei mittelgradigen Hochtonverlusten hört der Patient bei normaler Umgebungslautstärke von den 32 Buchstaben nur etwa 20. Ähnliche Worte wie „mich, dich, sich, Fisch, Licht, dicht, wisch, Sicht, Wicht“ können nicht klar unterschieden werden und es beginnen Missverständnisse in der Kommunikation im Alltag.
4. Wird mein Gehör durch Hörgeräte schlechter, wenn ich mich an sie gewöhne?
Nein. Das Gegenteil ist der Fall. Das Hörgerät trainiert das Hörhirn und fördert den Erhalt der Leistungsfähigkeit des Hörsystems und des gesamten Hirnes.
Hören umfasst die Signalaufnahme im Ohr, die Weiterleitung zum Gehirn über Nerven und die anschließende Verarbeitung. Durch das Hörgerät wird mehr Hörinformation aufgenommen als ohne Hörgerät. Es erfolgt dadurch ein Trainingseffekt für sämtliche Bereiche des Gehirnes, die dem Hören zugeordnet sind.
Hört man lange Zeit weniger, baut das „Hörhirn“ ab. Ähnliches kennt man von den Muskeln von Patienten, die wochenlang durch Krankheit bettlägerig waren.
Patienten, die sich erst sehr spät für Hörgeräte entscheiden und die jahrelang sehr wenig gehört haben, weisen oft eine degenerierte zentralnervöse Sprachverarbeitung auf.
5. Reicht es, wenn ich nur ein Hörgerät kaufe?
Nur die wenigsten Patienten, die sich eine Brille kaufen, werden sich für eine Brille mit nur einem Glas entscheiden. Dies würde zu einer großen Konfusion beim Sehen durch die verschiedenartigen Sinneseindrücke führen. Das Ohr ist genauso wie das Auge ein paariges Organ, und dem muss Rechnung getragen werden.
Nur ein Hörgerät führt zu einer Verwirrung des Richtungshörens, bei dem das Hirn Informationen beider Ohren verarbeitet.
6. In welchen Situationen nimmt man nur ein Hörgerät?
Falls man auf einem Ohr extrem schlecht hört und annähernd taub ist, hat die Hörgeräteversorgung auf diesem Ohr keinen Sinn. Falls auf dem anderen Ohr ein Hörverlust vorliegt, kann man diesen durch ein Hörgerät ausgleichen. Die Patienten sind dadurch oft sehr erstaunt, dass das bessere Ohr das Hörgerät bekommen soll. „Das ist doch mein besseres Ohr.“
Falls Sie auf einem Ohr sehr gut und auf dem zweiten Ohr schlechter hören, also bei einem einseitigen Hörverlust, kann man diesen durch ein Hörgerät ausgleichen. Es entstehen gewisse Vorteile für das Richtungshören und die uneingeschränkte beidohrige Kommunikationsfähigkeit. Die meisten Patienten fühlen sich allerdings zu wenig eingeschränkt, um sich für ein Hörgerät zu entscheiden.
7. Ist es besser, früher oder später mit Hörgeräten anzufangen?
Wie unter Frage 1 ausgeführt, ist es besser, eher früher mit Hörgeräten anzufangen. Auf dieser Basis wurden auch die Kriterien der Krankenkasse festgelegt, ab welchem Hörverlust Hörgeräte bezahlt werden.
Die Ansprüche an die Hörgeräteversorgung sind sehr individuell. Patienten, die besonders viel Kontakt mit anderen haben, sei es nun in der Familie oder dem Beruf, haben besondere Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit.
Ein Manager wird sagen: „Im Geschäft muss ich die Kunden verstehen. Ich kann nicht immer nachfragen.“ Solche Patienten werden sich besonders früh für eine Hörgeräteversorgung entscheiden.
Patienten, die alleine leben, sind in einer eher reizarmen Umgebung. Gerade hier ist der Trainingseffekt der Hörgeräte für das Hirn besonders wichtig, um nicht geistig und körperlich stark abzubauen. Es gilt, die Kommunikationsfähigkeit mit der Umwelt zu stärken und der Vereinsamung entgegenzutreten.
8. Muss ich die Geräte immer tragen?
Das Hörgerät ist ein Hilfsmittel und soll Sie gemäß Ihren Bedürfnissen unterstützen. Sie entscheiden, wann Sie es einsetzen wollen. Klar ist allerdings, dass der Hirntrainingseffekt größer ist, wenn Sie es öfter tragen.
9. Ich habe Angst vor der modernen Technik. Komme ich überhaupt mit so viel Technik zurecht?
Die modernen Hörgeräte sind Wunderwerke der Technik. Dennoch sind sie in den letzten Jahren immer benutzerfreundlicher geworden. Im Gespräch mit dem Akustiker können Sie sich nach Modellen erkundigen, die besonders leicht und klar zu bedienen sind.
10. Meine Freundin hat so ein Gerät, wo sie dauernd mit den Knöpfen herumspielen muss, wenn sie gut hören will. Ich könnte das nie. Ich habe Rheuma in den Fingern. Was soll ich machen?
Bei alten Geräten musste man oft in leiser Umgebung lauter stellen und in lauter entsprechend leiser. Da sich die Hörsituationen oft plötzlich ändern, war dies sehr lästig. Die Bedienung mit den sehr kleinen Knöpfen ist sicherlich nicht einfach.
Moderne Hörgeräte sind oft mit einer Automatik ausgestattet. Das Gerät passt sich dann selbst an die verschieden Situationen an. Die Automatik ist ein wichtiges Qualitätskriterium, auf das beim Kauf eines Gerätes geachtet werden soll.
11. Ich hatte vor ein paar Jahren schon mal Hörgeräte. Wann bezahlt die Kasse ein Paar neue?
Die AOK bezahlt alle 6 Jahre neue Hörgeräte, die Ersatzkassen wie Barmer, BKKs, TKKs, usw. alle 5 Jahre. Die Privatkassen bezahlen auch alle 5 Jahre.
Die Kasse bezahlt auch neue Hörgeräte vor Ablauf der 5-6 Jahre seit den letzten, wenn man die alten verloren hat. Den Patienten wird eine gewisse Vergesslichkeit zugestanden.
Die Kasse bezahlt auch neue Hörgeräte, wenn sich die Ohren sehr verschlechtert haben und die alten Hörgeräte nicht mehr ausreichen, um den Hörverlust auszugleichen.
12. Was passiert, wenn ich meine Hörgeräte verliere?
Die Kasse bezahlt auch neue Hörgeräte vor Ablauf der 5-6 Jahre seit den letzten, wenn man die alten verloren hat. Den Patienten wird eine gewisse Vergesslichkeit zugestanden.
Der Patient meldet den Verlust bei der Kasse, unterschreibt eine Bestätigung, dass er die Geräte auch wirklich verloren hat und bekommt dann meist umgehend das Ja der Kasse für neue Hörgeräte.
13. Ich habe alte Geräte von meinem Nachbarn geschenkt bekommen. Kann ich die auch benutzen?
Grundsätzlich schon, lohnt aber meist nicht.
Hörgeräte sind Spitzentechnologieprodukte und unterliegen wie auch Computer, Handys, Digitalkameras einer rasanten Entwicklung.
In der Regel sind Hörgeräte nach 5-6 Jahren völlig veraltet und überholt. Hinzu kommt die Abschreibung durch den Gebrauch des Gerätes.
Hörgeräte bedürfen einer regelmäßigen Wartung und Pflege durch den Akustiker. Beim Kauf eines Hörgerätes bezahlt die Kasse hierfür eine Pauschale an den Akustiker. Der Akustiker übernimmt dann für die nächsten 5-6 Jahre den für den Patienten kostenlosen Service. Falls man ein geschenktes Gerät benutzt, muss man für diesen Service selbst aufkommen.
Praktisch gesprochen, lohnen sich geschenkte Geräte nur, wenn sie besonders hochwertig und recht neu sind.
14. Ich finde die kleinen Hörgeräte im Ohr hübscher als die hinter dem Ohr. Welche Geräte sind denn besser?
Die sehr kleinen Hörgeräte im Gehörgang eignen sich meist nur für leichte bis mittlere Schwerhörigkeiten. Von den Anschaffungskosten sind sie meist recht teuer. Sie werden wesentlich seltener verkauft als die Hinter-dem-Ohr-Geräte. Um bei unserem Autovergleich zu bleiben, wie Cabrio zu geschlossenem 4-Türer. Hier ist die ausführliche Beratung durch den Akustiker wichtig und das persönliche Ausprobieren.
Legt man besonderen Wert darauf, dass die Geräte nicht gesehen werden, gibt es als besonders unauffällige Möglichkeit die sogenannte „offene Versorgung“. Hierbei wird ein meist sehr kleines und hochwertiges Hörgerät hinter dem Ohr getragen. Der Ton wird über einen nahezu unsichtbaren, ca. 2 mm dünnen Schlauch in den Gehörgang geleitet.
15. Ein Bekannter hat Hörgerät in der Brille integriert. In welchen Situationen ist dies ratsam?
Ist das Hörgerät in der Brille, ist man weniger flexibel. Ist die Brille in Reparatur, hört man auch weniger.
Der Einbau des Hörgerätes in die Brille führt zu zusätzlichen Kosten von ca. 300,- € und ist im Allgemeinen nicht zu empfehlen.
In besonderen Situationen kann diese Versorgung sinnvoll sein. Hört man beispielsweise rechts gar nichts und links schlecht, braucht man das Hörgerät auf dem besseren linken Ohr. Will man nun Hörinformationen, die auf das taube rechte Ohr treffen, verstärken, muss man sie von rechts in das bessere linke Ohr leiten, damit sie hier gehört werden können. Die Kabel, die den Ton von rechts nach links leiten, können in der Brille integriert werden. Diese Hörgeräteversorgung heißt „Bi-Cross-Versorgung“ und ist ein Spezialfall.
16. Der Vater kriegt nichts mehr mit? Lohnen sich da überhaupt Hörgeräte?
Schlecht Hören wird oft mit Demenz verwechselt. Vielen älteren Menschen wird unrecht getan, indem deren intellektuelle Fähigkeiten angezweifelt werden. Sehr oft verbirgt sich hinter einer angeblichen Demenz nur ein großer Hörverlust, der durch Hörgeräte wesentlich verbessert werden kann.
Andererseits unterstützt ein großer Hörverlust durch Reizarmut und soziale Isolation die Degeneration des Zentralnervensystems.
17. Meine Frau hatte einen Schlaganfall? Lohnen sich da überhaupt Hörgeräte?
Bei einem Schlaganfall werden Teile des Gehirns zerstört. Grundsätzliche Fähigkeiten wie Sprechen oder Laufen gehen verloren und müssen mühsam neu erlernt werden. Der Patient ist auf alle noch funktionierenden Kanäle zur Informationsaufnahme wie Augen, Ohren, Tastsinn besonders angewiesen.
Für einen schwerhörigen Patienten nach Schlaganfall ist das Hörgerät also noch wichtiger als für den gleich schlecht hörenden „Gesunden“.
In der Praxis konnten wir eine Vielzahl von Patienten beobachten, deren Regeneration durch Hörgeräte einen besonderen Schub erhielt.
18. Helfen Hörgeräte gegen Ohrgeräusche, den sogenannten Tinnitus?
Ja, sehr oft.
Tinnitus ist ein äußerst komplexes Phänomen, das durch eine Vielzahl von Erkrankungen ausgelöst werden kann.
Besonders gefährlich ist ein klopfendes Ohrgeräusch ähnlich dem Herzschlag. Dies kann ein Hinweis auf eine Verstopfung einer großen Halsader sein. Der Schlaganfall ist die daraus resultierende Gefahr. Hört man den Herzschlag im Ohr, soll man sich umgehend bei seinem HNO-Arzt zur Doppler-Sonographie der Halsschlagadern vorstellen.
Bestimmte Formen des Ohrgeräusches verstehen sich als Grundrauschen des Nervensystems ähnlich dem Grundrauschen des Fernsehers. Der Tinnitus-Patient ist sensibler als der Gesunde und nimmt das Rauschen war, vergleichbar mit einer Kerze bei Dunkelheit.
Das Hörgerät bringt nun mehr gesunde normale Höreindrücke in das Hörsystem ein. Der Tinnitus wird durch normale Höreindrücke überlagert, vergleichbar mit der Kerze bei Tageslicht.
Dadurch schwächt sich das Ohrgeräusch bei vielen Patienten spürbar ab.
Für Patienten mit Tinnitus aber ohne Hörverlust bezahlt die Kasse den Tinnitus-Masker oder den Tinnitus-Noiser. Es handelt sich um kleine Spezialgeräte, die ein gesundes Rauschen produzieren, dass den Tinnitus umspült. Diese Therapie eignet sich insbesondere für Patienten, die über einen seit Monaten bestehenden Tinnitus verfügen. Gravierende andere medizinische Ursachen müssen durch die entsprechenden Fachärzte vorher ausgeschlossen worden sein. Die klassischen HNO-ärztlichen Therapieverfahren sollten vorher eingesetzt worden sein.
Medizinische Aspekte der Schwerhörigkeit
Für den medizinisch Interessierten haben wir im Folgenden wesentliche Aspekte der Schwerhörigkeit zusammengestellt.
In aller Regel brauchen Sie sich nicht mit den medizinischen Hintergründen zu befassen. Der HNO-Arzt und der Akustiker sind hier im Zusammenspiel verantwortlich.
Falls Sie aber besonders aktiv an Diagnostik und Therapie teilhaben wollen, wird Ihnen der folgende Abschnitt wesentliches vermitteln.